Weil wir heute besser als gestern sind und morgen besser als heute sein werden

von Julia Hartmann

Jede Reise hat doch einen ganz eigenen Soundtrack. Das dachte ich bei der Ankunft in Cannes. Mein Ziel für die Woche ist es herauszufinden, welchen Soundtrack Cannes hat. Wonach klingt die Croisette an der Côte d’Azur für jeden einzelnen in dieser einen Woche im Juni.

Das Ganze fing als Spaß an. Shazam raus und jedes Lied mitnehmen, das mehr oder weniger bewusst auffällt. Immer mit dem Gedanken, den Sound of Cannes zu finden. 

Nach einem Tag Cannes finde ich diesen Gedanken immer noch spannend. Und merke, dass in mir etwas anderes nachklingt. Dass mich etwas anderes bewegt. Es ist nicht nur die Musik, die an den einzelnen Stränden von Meta & Co. abgespielt wird. Es ist nicht das Klirren der Gläser, die frisch mit Rosé gefüllt wurden. Und es ist auch nicht nur das Stimmengewirr, das in allen Sprachen von allen Seiten auf mich einprasselt.

Es ist die Stimme von Tarana Burke, Gründerin der MeToo-Bewegung, die ein ganzes Publikum berührt, als sie erzählt, wie sie MeToo gegründet hat. Und wie ein einziger Hashtag die ganze Welt dazu bewegte aufzustehen, laut zu werden und ein Tabuthema aufzubrechen. Ein Hashtag, der zunächst nicht von ihrer Bewegung kam.

Es ist die Stimme einer Frau, der es nie um Credits ging, der es nie um Fingerpointing ging, sondern immer darum, ein Gefühl des gemeinsamen Heilens zu schaffen. Sie stellt die Sache immer über ihr persönliches Ego. Eine Frau, die ein klares WARUM, einen klaren „purpose“ hat, der tief in ihren Werten verwurzelt ist. Diese Werte sind ihr innerer Kompass und Antrieb. Sie weiß, dass es für eine bessere globale Gemeinschaft den Weg nach vorne braucht. 

Den Blick nach vorne gerichtet hat am ersten Tag auch Nike: „There is no finish line“ ist Haltung und Ausrichtung zugleich: Nicht stehen bleiben. Besser werden. Haben jetzt alle plötzlich einen Optimierungsdrang? Nein. Die Welt verändert sich und sie verändert sich schnell. 

Das merkt auch, wer sich das Programm der diesjährigen Cannes Lions anschaut: disruptive Themen, die den Status Quo hinterfragen.

Es liegt was in der Luft – dieses Jahr in Cannes und auch in der Kreativbranche. Das merkt man hier auch schon an Tag eins. Es schwingt mit, summt mit. Ich höre es in den Gesprächen mit Kreativen aus Indien und Barcelona. Und das werden wir auch zu Hause in Baden-Württemberg hören. 

Bleibt nur noch die Frage: Ist das der Sound von Cannes? Und wann wird er The Länd erreichen?