Cannes durch die rosarote Brille

Von Catherina Münz

Eine beeindruckende Woche auf dem Cannes Lions Festival hinterlässt nachhaltige Spuren – bei mir selbst sowie auch hoffentlich in der Welt. Diversity und Purpose sind die beiden diesjährigen Buzzwords – zumindest in der Theorie. Das Thema Vielfältigkeit wird hier in der „Cannes Blase“ sehr stark gelebt. Lockere Hipster verschmelzen neben glitzernden Glamour-Girls (and Boys and D´s) zu einer homogenen, wertfreien Masse. Wer Lust hat und aufgeschlossen ist, findet sich schnell im Gespräch mit Menschen aus aller Welt und sämtlichen hierarchischen und sonstigen Ebenen der Kreativszene. Neben den Vorträgen waren die persönlichen Gespräche mit spannenden Menschen und deren authentische Geschichten das wertvollste Mitbringsel für mich. Der Austausch auf Augenhöhe mit den international Erfolgreichen der Branche verleiht mir Rückenwind und Inspiration für die Zukunft meiner Agentur.

Dem Thema Purpose hingegen begegnet man in Cannes auf zweierlei Art und Weise. Zum einen sind da die starken Kampagnen, welche sich mit Hingabe in das Thema einbringen. Betrachtet man jedoch all die großen Cases, die sich mit Umweltschutz und Nachhaltigkeit beschäftigen, könnte dies an einigen Stellen des Festivals noch mehr gelebt werden.  Die beiden großen Player Google und Facebook haben sich zwar schon viel Mühe gegeben (recycelte Materialien, getrennte Mülleimer, usw.) und auch die geschenkte, nachfüllbare Wasserflasche für alle Akkreditierten, soll helfen, Müll zu verhindern, aber Rosé aus dem Plastikbecher ist trotzdem noch der meist gesehene Drink.

Doch vielleicht sollte man darüber hinwegsehen und daran glauben, dass das Festival mit der Kraft der Kreativität die Welt zum Guten wenden will, wie z.B. Charlotte Williams, Cannes Lions Vice-President Content, die sagt: „Die besten Präsentationen, die wir in Cannes gesehen haben, haben das Publikum wirklich bewegt. Sie haben zu positiven Maßnahmen geführt. Wir reden die ganze Zeit über kreativen Mut. Lasst uns diesen im Juni ausleben! Die Inhalte des Cannes Lions 2019-Festivals müssen die Branche dazu inspirieren, bessere Arbeit zu leisten, bessere Ergebnisse zu erzielen und die Welt zu einem besseren Ort zu machen.“

Zudem wird der Kreativbranche immer bewusster, welche Möglichkeiten sie hat, um mit ihrer Arbeit einen positiven gesellschaftlichen Beitrag leisten zu können. So zum Beispiel Dove, einer der größten Sponsoren des Festivals, in Zusammenarbeit mit Getty Images. Das Projekt #ShowUs– eine Sammlung mit über 5.000 Fotos von „echten“ Frauen aller Couleur und Form, die bewusst die Stereotypen der Schönheit in Frage stellen. Ein weiteres Beispiel ist Domino´s Marketing-Aktion „Pflastern für Pizza“, bei der Bauarbeiter in amerikanischen Kleinstädten mit Schlaglöchern übersäte Straßen reparieren. Was zum einen natürlich verhindert, dass die Pizzen deformiert bei Ihren Kunden ankommen, aber zum anderen natürlich auch den Bürgern der Stadt hilft.

Was hierbei positiv auffällt ist, dass solch eine Kampagne aber auch mit einem Sinn für die Marke verknüpft sein muss. Direct Juror Myles Lord von Serviceplan sagt in diesem Zusammenhang: „Nur ein Social-Produkt zu entwerfen, um sich an diesem Trend zu beteiligen, auch wenn es gar nicht zur Marke passt, funktioniert nicht mehr.“

Die Woche in Cannes hat auf jeden Fall mein Leben beeinflusst. Im Gepäck habe ich einige konkrete Ideen für Kunden, nachhaltige Kontakte innerhalb und außerhalb der Delegation sowie neue Zukunftsperspektiven für meine Agentur.

Danke „BaWü“ und allen Organisatoren und Sponsoren für diese einmalige Chance!