The feeling of play – how to pitch with fun

Von Philip Fricker

 

Montag, 17. Juni, 11:00 Uhr. Mein zweiter Vortrag in Cannes und gleich eines meiner persönlichen Highlights. Das Thema: Pitching.

Wieso eigentlich?

Die Fähigkeit des Pitchens gehört nicht nur hier auf dem Cannes Lions Festival zu den wichtigsten Softskills erfolgreicher Kreativer. Am Anfang aller Projekte steht die Idee. Das wird hier in Cannes in verschiedenen Vorträgen und Gesprächen mehr als deutlich. Und die Idee soll möglichst verständlich kommuniziert werden, damit man ihren Wert erkennt. Beim Thema Pitching denken viele an Agenturpitches oder lang vorbereitete Präsentationen im Rahmen einer Pitching-Veranstaltung. Aber ist das alles?

Ist die spontane Präsentation, das Austauschen von Ideen in einem frühen Stadium nicht auch schon ein erster kurzer Pitch? Beim Lunch mit Kollegen, im Gespräch mit Kunden, in Meetings oder beim Networking auf Parties – wie es hier in Cannes ständig stattfindet? Unterschiede gibt es sicherlich beim Setting und der Länge. Das Ziel bleibt dasselbe: Rohdiamanten so zu kommunizieren, dass sie später gemeinsam zu Edelsteinen gefeilt werden. Dafür muss der Kern der Story klar, kreativ und vor allem relevant sein.

You have to tell the Story!

Das ist die Grundlage, worum es beim Pitchen geht. Und so leitet auch Julia Robertson, amerikanische Top 500 Pitchtrainerin und Buchautorin, nach einer kurzen Begrüßung in ihren inspirierenden Pitching-Workshop hier bei den Cannes Lions ein. Warum Klarheit so immens wichtig ist?

Die Art, wie wir Ideen oder Konzepte präsentieren trägt maßgeblich dazu bei, ob sie vom Gegenüber verstanden werden und der Funke überspringen kann. Geht der Schuss nach hinten los wird die Idee gedanklich begraben, bevor sie überhaupt geboren wird. Und genau dieses Szenario versetzt viele in Stress und der Adrenalinpegel steigt, wenn eine Präsentation vor Entscheidern ansteht. Wie lernen wir also vor Kunden die Ruhe zu bewahren und das Thema spielerisch anzugehen?

Erstens: Verbanne Deinen emotionalen Ballast und wecke den Spieltrieb in Dir.

Eine praktische Methode, die auch Robertson im Workshop in Cannes aufzeigt, ist der imaginäre Mülleimer. Bei dieser Technik geht es darum, störende Gedanken und emotionalen Ballast bewusst wahrzunehmen und zu für einen Moment wertzuschätzen. Im nächsten Schritt wird alles Störende quasi per imaginärem Drag & Drop in eine Box außerhalb des aktuellen Raums gezogen und darin sicher verschlossen. Allein der gedankliche Akt dieses Rituals befreit und lockert auf.

Und das schafft mehr Spielraum für die eigentliche Aufgabe beim Pitchen: Die Story verständlich, authentisch und mit Leidenschaft zu vermitteln.

Zweitens: Vermittle den Impact und die Stimmung Deiner Idee.

Der Kontext der Geschichte, das Genre oder die Art der Kampagne tragen dazu bei, wie wir Storys pitchen. Ist das Thema leicht, schwer, traurig oder witzig? Welche Gefühle wollen wir bei den Zuschauern auslösen? Wie schaffen wir die emotionale Verbindung zur Zielgruppe? Ein anspruchsvolles gesellschaftliches Thema pitchen wir in einer anderen Tonlage als etwas Witziges.

Sprechen wir über ein Comedy-Thema, sollte unser Publikum beim Pitchen auch die lustige Stimmung spüren. Aber Vorsicht: Ob jemand etwas witzig findet ist sehr subjektiv und Gags oder lustige Passagen sollten unbedingt vorher bei verschiedenen Personen ausprobiert werden. Das demonstrierten eindrücklich auch Hollywood Regisseur und Autor Jonathyn Lynn und sein Sohn, Teddy Lynn, international anerkannter Marketer und Werber, während ihres Vortrags „Comedy Rules“ beim Cannes Lyons.

Drittens: Wenn du erfolgreich pitchen willst, darfst Du Dich nicht verstellen. Und Du musst bereit sein zu scheitern, immer wieder.

Wie bitte?

Richtig gelesen. Ein Pitch ist immer eine Momentaufnahme und pitchen lernen können wir nur durch eins: Üben, üben, üben. Wenn wir uns von dem Gedanke lösen, etwas perfekt machen zu müssen, werden wir automatisch gelassener. Und innere Ruhe fördert die Kreativität. Das weckt den kindlichen Leichtsinn und den Spieltrieb in uns. Und das wiederrum weckt die Freude am Pitchen. Ok, verstanden. Aber wie sollen wir präsentieren, wenn es sich um einen Pitch vor wichtigen Entscheider handelt und viel Geld im Spiel ist? Verständlich, souverän, aber niemals aufgesetzt. Denn das Publikum erkennt, ob wir gewollt zu lässig oder wie ein aufgeblasener Verkäufer präsentieren. Nur wenn wir uns selbst treu bleiben, ehrlich und mit Spaß unsere Story vermitteln, dann können wir das Spiel gewinnen. Und wer weiß, vielleicht sogar einen Löwen in Cannes. In diesem Spiel ist alles möglich. Just do it!