Networking in Cannes

Von Bruno Fritzsche – Knapp zwei Wochen nach den Cannes Lions entsteht dieser Beitrag, eine Reminiszenz an die Croisette. Unter dem Motto #morethanbadges bin ich nach Cannes gefahren, auf Mission herauszufinden was sich hinter diesem Spruch versteckt. Doch um ein Resumé ziehen zu können, muss vorher angefangen werden. Dort, wo der Run auf die Badges beginnt.

In den ersten Meetings mit den Delegierten entstanden bereits Gerüchte um wichtige Partys und Happenings, die es nicht zu verpassen gilt. Die Frage, wie und ob man fünf Tage Party aushält, kam natürlich auch auf, wurde aber in den Hintergrund gestellt, weil jeder auch den Anspruch hatte sich möglichst viel Vorträge anzusehen, zu Lernen und sich inspirieren zu lassen.

#morethanbadges bedeutet auf der Metaebene #morethanconnections, denn darum geht es bei den Events. Es ist die Möglichkeit spannende Menschen abseits von Büroräumen kennenzulernen. Ich stand vor der Frage, wie komme ich an möglchst viele Badges, wie kann ich schon im Vorfeld die richtigen Leute ansprechen – ohne die richtigen Leute in Cannes zu kennen und ohne sinnfrei Emails an irgendwelche info@ Adressen zu senden.
Facebook hat geholfen. Es gibt die Facebook-Gruppe Cannes for Cannesseurs, eine mehr oder weniger geschlossene Gruppe mit gut 4.500 Mitgliedern. Viele waren schon in Cannes, viele sicher auch nicht. Ich habe einen Post geschrieben, den ich relativ offen an die 4.500 mir unbekannten Mitglieder adressiert habe. Da stand in etwa sowas wie „Hey ich bin Bruno, einer der 12 Delegierten der BW Lions. Ich war noch nie in Cannes, hab kein Plan aber möchte gern auf eure Party.“

Innerhalb von einer Woche hatte ich fast 50 Nachrichten im Facebook-Postfach. Einige wollten mich und meine Firma kennenlernen, andere wollten Badges tauschen und wieder andere wollten einen Job als Kamera-Assistenz. Somit hat es funktioniert und ich bin gewappnet nach Cannes gefahren. Neben Partyeinlangen waren auch relativ exklusive Lunch-Veranstaltungen dabei, eine Fahrt auf einem Katamaran und ein Yachttrip.

In Cannes angekommen habe ich relativ schnell verstanden wie das Festival funktioniert und bemerkt, dass ich mir prinzipiell keinen Stress hätte machen müssen. Die Vorträge waren interessant, das allgemeine Feeling recht entspannt – und auch Facebook war wieder dabei, mit kostenfreien Getränken und Snacks. Allerdings möchte ich bei #morethanbadges bleiben und nicht über die Qualität der Vorträge sprechen.

Die Einladung zu Events hat vieles erleichtert allerdings auch eine neue Problematik auf den Plan geworfen: ich musste mich entscheiden. Das Angebot war einfach zu groß und zu vielfältig. Eine Fahrt mit dem Katamaran wäre sicher super gewesen, aber vier Stunden auf dem offenen Meer zu sein bedeutet auch vier Stunden an einen Programmpunkt gebunden zu sein. Nicht machbar für mich.

Der Vorteil an solchen Veranstaltungen ist, dass man Personen immer wieder trifft. Unter Umständen entsteht auch erst nach dem dritten Wiedersehen ein wirkliches Gespräch. Apropos wirkliche Gespräche. Ich habe in Cannes vor allem einen Tenor wahrgenommen, den des persönlichen Vorteils. Fast jede Person die ich getroffen habe, war mehr oder weniger darauf aus gute Kontakte zu machen, eine Geschäftsbeziehung vorzubereiten oder sich selbst persönlich zu präsentieren. Sicher gab es auch Cannesseurs, die rein für den Input da waren, aber da war ich wahrscheinlich auf den falschen Veranstaltungen.

Unter dem Motto #morethanbadges stand die Frage, ob es um mehr geht in Cannes als um möglichst viele Events, Connections und einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.

Das kann ich für mich nicht bestätigen. Ich habe Cannes vor allem als große Netzwerkveranstaltung wahrgenommen, wo die besten Kontakte abends bei dem ein oder anderen Rosé entstehen. Und wenn man nicht grade schon ein richtiger Player ist, dann bleibt einem nichts anderes übrig als proaktiv die Leute anzusprechen. Auch das geht nur mit Badges.

Fazit: Für mich war Cannes ein super Erlebnis, ich fand es toll, Teil der Delegation zu sein und habe viel mitgenommen. Spannende Vorträge, spannende Menschen und Geplänkel, aber vielleicht auch die ein oder andere bleibende Connection. Viva la Badges.