Mythos Cannes – Warum eigentlich?

Von Mike Wutta – Die Cannes Lions 2018 sind Geschichte, von gestern und alle waren sie da. Die roten Teppiche des Filmfestivals sind auch längst wieder eingerollt, alle sind sie darüber gelaufen und so wird es auch nächstes und übernächstes Jahr sein. Denn nach Cannes ist immer wieder vor Cannes.

Was nur also macht den Mythos Cannes aus und warum zieht es jährlich Tausende dorthin. Cannes ist eines DER Award Mekkas der Welt. Hier werden fernab der Metropolen viele der richtig wichtigen Awards verliehen – ob die goldene Palme bei den Filmfestspielen, die Löwen beim Festival of Creativity oder auch die Heavant Awards für „meine Branche“ – der Live Kommunikation.

Aber warum eigentlich immer wieder und schon so lange Cannes? Warum werden die big Awards nicht Berlin, London, Paris, Los Angeles, Barcelona oder New York verliehen? Denn fest steht: einige der Grundvoraussetzungen sind mit dem Auge des rationalen Betrachters alles andere als optimal. Die Anreise über Nizza ist für viele der internationalen Gäste nur mit einem Gabelflug möglich, die Hotelzimmersituation ist im Vergleich zu sonstigen Hot Spots eher überschaubar, die Atmosphäre, der Charme und die Ausstattung der Vortragsräume im „Palais de Festival“ doch alles andere als Zeitgeist.

Daher kann er also nicht stammen, der Mythos Cannes. Woher dann? Denn irgendwoher muss er ja kommen. Immer mehr Awards schießen weltweit aus dem Boden, für alles werden Preise verteilt. Die einstmals so kleine, feine Community um ehrenvolle Verdienste  weniger Auserwählter ist eine riesige Industrie geworden – es geht um Aufmerksamkeit, Eitelkeiten und auch um viel Geld.

Und genau hier trennt sich die Spreu vom Weizen. Wo sind denn heute die „echten Awards“? Die, die man noch wirklich gewinnen muss und will und nicht durch einen „Veröffentlichungsbeitrag“ bezahlen kann? Antwort: In Cannes! Diese Unbestechlichkeit, diese Wertigkeit, diese Begehrlichkeit und dass Leistung zählt hat sich Cannes bewahrt, denn die dort verliehenen Preise sind noch wirklich was wert – diese müssen sich erarbeitet und verdient werden.

Diese Casa Cannes hat mich Wochen vor der Reise, während der für uns so ereignisreichen und erfolgreichen Award-Tage in Cannes und auch jetzt nach Rückkunft immer wieder beschäftigt. Und je länger ich darüber nachdenke, umso bestärkter bin ich darin, dass es die Summe der Dinge ist: es ist die Croissette, die kilometerlange Strandpromenade, das angenehme mediterrane Klima, das lässig-entspannte Savoir Vivre und sicher auch der Glam, den Cannes mit seinen vielen, wahren Stars und kleinen Sternchen, die hier über den roten Teppich flanieren versprüht. Es ist aber auch die ungeheuere Professionalität mit der hier Tag für Tag die unterschiedlichsten Parties bis spät in die Nacht organisiert und Auftritte von big playern wie Facebook, CNN oder IBM in die Szenerie am Strand inszeniert werden sowie die trotz strengster Sicherheitsvorkehrungen hervorragend funktionierende Organisation der Menschenströme.

Und es sind auf alle Fälle diese großen, eindrucksvollen, einen nicht loslassenden und auf der Festplatte bleibenden Bilder und Erinnerungen, welche im Kopf bleiben. Da geraten manche Unannehmlichkeiten schnell in den Hintergrund.

Da vergisst man die etwas längere Anreise, das eher „französisch geputzte“ Hotelzimmer oder die Preisstruktur vor Ort. Es sind die Bilder tanzender Menschen mitten in der Nacht am Strand, die Bühnen und Workshops im Palais oder am Beach und die vielen interessanten, wertvollen Kontakte, die man vor Ort ganz selbstverständlich schließt.

All das bestätigt mich in meiner Überzeugung, dass es gerade nicht immer die großen Metropolen sein müssen, wo Großes entsteht. Wo ein Mythos wächst, der nicht „einkaufbar“ ist. Es ist die Einzigartigkeit, das Herzblut, die Begeisterung, diese spürbare Unangestrengtheit  und am Ende klar auch das hohe Maß an Professionalität, welches es gelingen lässt diesen Mythos am Leben zu erhalten, den Gunter Sachs und die Seinigen eher unabsichtlich als gewollt entstehen haben lassen.

Fazit: Auch drei Tage nach Rückkunft wirkt sie nach – die Reise mit den BW Lions nach Cannes. Persönlich war es etwas ganz besonderes, drei Monate nach dem Gewinn des Heavant Awards in Cannes im Bereich B2B Live Kommunikation wieder hierherzukommen. Ganz intuitiv kamen mir schon bei der Landung in Nizza die Bilder aus dem April in den Kopf … und der Mythos und die Magie Cannes war sofort wieder da: die Präsentation vor der Jury, der emotionale Moment der Preisverleihung auf der Bühne des Palais de Festival und die lange Partynacht im einem der Clubs in Cannes. Und genau so wird auch diese Reise lange nachwirken. Die vielen Eindrücke und Erlebnisse, der lilafarbene Abendhimmel über den Bergen und natürlich die Menschen, die man getroffen hat und sicher einige auch wieder treffen wird. Vielleicht ja spätestens in Cannes 2019 – denn der Mythos Cannes lebt ganz klar weiter.