#morethanfashion: Four Insights and One Great Story

Von Stefanie Stöckermann – Was ist In, was ist Out?  Was trägt der/die Kreative von Welt? Hoodies oder Haute Couture? Was findet sich beim Schaufensterbummel? Und was gibt es #morethanfashion bei den @Cannes_Lions2018? Eins vorweg: Cannes = roter Teppich mit Glitter, Glanz und Gloria mag für die Filmfestspiele gelten. Beim Festival of Creativity ist davon wenig zu sehen. Dafür das hier:

INSIGHTS
Nr.1: Zu den sogenannten Must Haves gehören T-Shirts und Tops, Schleifen-Shorts, Business-Bermudas, (manchmal sehr sehr) kurze oder lange Jumpsuits und Sommerkleidchen. Und, das Mehr an Weniger in Form von Bikinis und Badebuxen. All dies im farbenfrohen Mix– überwiegend schlicht als vermeintlich kreativ und schrill. Gala und Glamour präsentieren nahezu ausschließlich die Schaufensterpuppen der Luxuslabels auf der Croisette.

Nr. 2: Ohne Flip-Flops oder Sneakers läuft es sich äußerst unbequem. Und, ohne Blasenpflaster geht gar nix mehr für diejenigen, die dann doch entgegen aller Vernunft in Riemchensandaletten mit mindestens 7 cm Absatz den gefühlten 100 km Fußweg (täglich!!!) über gelbe, grüne, rote und sandige Teppiche das Festivalgelände bezwingen wollten.

Nr. 3: Die Garden an den zahlreichen Sicherheitsschleusen, Body-Scannern und Party-Zugängen tragen dunkle Anzüge, weiße Hemden und Krawatten. In der aktuellen Hochsommerlichkeit verdienen sie absolutes Mitgefühl.

Nr. 4: „And the Winner is …“ Während der Preisverleihungen haben galante Roben oder gar Smokings keinen Auftritt. Nur der Moderator und einige Laudatoren tragen Anzug. Die Lions, weil ja richtig viele, werden im Schnelltempo vergeben: Die GewinnerInnen stehen durchschnittlich drei Minuten auf der Bühne und nochmals ca. anderthalb im Blitzlichtgewitter. In Freizeituniform und Beach Look – was ich persönlich dann doch irgendwie bemerkenswert finde – schließlich ist so ein Löwe doch etwas Besonderes …

THE GREAT STORY OF PATAGONIA
Weitaus bemerkenswerter finde ich die faszinierende Story von Patagonia. Das Unternehmen für Outdoor und Action Sportswear wurde von Yvon Chouinard, einem US-amerikanischen Pionier des Bigwall-Kletterns, Anfang der 70iger Jahre gegründet. Mark Weller, Marketing Director Europe, über die Passion: „Umweltschutz ist der zentrale Grund für unsere unternehmerische Tätigkeit und tägliche Arbeit. (…) Die Umweltkrise hat einen kritischen Wendepunkt erreicht. Wenn sich nicht alle dazu verpflichten, die Treibhausgasemissionen zu reduzieren, Wasser und Luft sauber zu halten und sich von umweltschädigenden Technologien abzuwenden, dann wird die Menschheit die Selbstheilungskräfte der Natur für immer zerstören.“ In der Mission des Unternehmens liest sich das so: „Stelle das beste Produkt her, belaste die Umwelt dabei so wenig wie möglich, inspiriere andere Firmen, diesem Beispiel zu folgen und Lösungen zur aktuellen Umweltkrise zu finden.

Management und Mitarbeiter handeln, bereits seit vielen vielen Jahren: mit außergewöhnlichen Aktivitäten, innovativen Fertigungsmethoden und Materialien. So baut die Firma bereits seit 1996 Baumwolle ohne Pestizide an; bei der Kleiderfertigung kommen u.a. recyceltes Polyester und Naturkautschuk zum Einsatz. Ferner entstehen Produkte, die jahrelang halten und repariert werden können (Spannende Geschichten hierzu gibt es übrigens hier: http://eu.patagonia.com/de/de/worn-wear-stories.html). Seit 1985 gehen mindestens 1% des Jahresumsatzes an Umweltschutzgruppen auf der ganzen Welt (bis heute rund 70 Mio. US Dollar in Sach- und Geldspenden). Und, mit der Gründung des 1% for the Planet® Clubs 2002 ist eine globales, stetig wachsendes Netzwerk von aktuell mehr als 1000 Unternehmen entstanden, die wiederum 1% ihres Umsatzes spenden.

Vor diesem Hintergrund erhält der Satz „Kleider machen Leute“ eine doch ganz andere Bedeutung – oder etwa nicht?

PS: Patagonia zählt zu den 50 kreativsten und innovativsten Unternnehmen der Welt: https://www.fastcompany.com/magazine/issue-223