Welcome to the world of pure Imagination

Von Mark Pelzer – Mit Wyclef Jean lässig an der Shazam-Bar stehen und mit den Jungs von Mando Diao beim German Beach am Strand tanzen, das sind die netten Erlebnisse beim Besuch des International Festivals of Creativity in Cannes. Diese landen dann im Ergebnis jedoch einfach in der Smartphone Bildergalerie oder als Selfie bei Facebook.

Die echten Erlebnisse, die einen hier aufrütteln und neues in Bewegung setzen, findet man hingegen unter den unzähligen Sessions im Palais, der Innovation Stage oder an den Beaches von Youtube und Co. Letztendlich ist das ganze Festival entlang der Croissette ein riesiger Erlebnisraum. Aber mit welchem Zweck eigentlich? Hierzu gab in unserem Roaring Coffee Table Klaus Gräff, Vorstand des Art Directors Club Deutschland, das passende Stichwort: Grundlagenforschung ist für die Kreativindustrie unerlässlich. Das interessenlose Ausprobieren von Formaten und das Spiel mit neuen Technologien ist essentiell, um Dinge weiter zu entwickeln.

Und ganz klar lässt sich hier in Cannes das Thema Virtual Reality als der technische Treiber identifizieren, der zum Erleben einlädt. Sei es bei dem Vortrag vom Google Creative Lab, der eindrucksvoll zeigt, wie für das Naturkunde Museum in Berlin mittels VR-Technik Dinosaurier zum Leben erweckt werden, oder bei Nokia, die erste Formatideen für ihren VR-Shop vorstellen. Vorträge, wie „From Storytelling to Story Immersion“ belegen den immer noch neuartigen und auch sperrigen Charakter dieser Technologie. All diese Themen zielen jedoch weitestgehend auf eine möglichst immersive und damit bequeme Nutzung und Konsumierung der Inhalte durch den User ab.

Wirklich spannend wird es, als ich das Live Experiment „Welcome to the World of Pure Imagination“ besuche. Der Sprecher Mark Sherwood macht gleich deutlich, dass er selbst noch nicht wisse, was man in Zukunft alles als interagierende Gruppe in VR-Welten entwickeln könne, er wolle uns aber ein Gefühl dafür geben. Gesagt, getan. Vier Personen aus dem Auditorium tauchen auf der Bühne mittels VR-Brille in eine virtuelle Welt ab. Was Sie gleichermaßen im virtuellen Raum und im physischen Raum miteinander verbindet, war schlichtweg ein Ball, den Sie sich zuwerfen konnten. Durch Änderung des Settings, wurde nun deutlich, dass komplett neue immersive Erlebnisräume geschaffen werden können. Wurde der Ball zu Beginn einfach in eine Feuerkugel verwandelt, ließ er sich gegen Ende des Experiments mit Funktion aufladen. So führte z.B. die Eigenrotation des Balles beim Wurf zu Drehung des Raumes für alle Beteiligten oder veränderte die virtuelle Umgebungswelt. Neue Verknüpfungen von bisher sicher geglaubten Ursache-Wirkungs- Prinzipien wurden im VR-Raum schlichtweg aufgelöst.

Das Ganze mutete alles noch sehr improvisiert an und in fünf Jahren werden wir alle gemeinsam laut darüber lachen, wie unbeholfen da vier Menschen mit einem Ball im VR-Raum interagierten. Aber dieses Grundlagenforschungs-Erlebnis, setzt zumindest bei mir etwas in neues in Bewegung und lässt sich nicht so einfach im Smartphone-Speicher ablegen.